
Die großen Unterschiede zwischen Einscheibensicherheitsglas und Verbundglas
Was ist die richtige Wahl beim Sicherheitsglas?
Obwohl beide Glasarten unter den Begriff Sicherheitsglas fallen, gibt es deutliche Unterschiede in ihrer Anwendung und Verarbeitung. In diesem Blogbeitrag erläutere ich die Unterschiede zwischen Einscheibensicherheitsglas (ESG) und Verbundsicherheitsglas (VSG). Nach dem Lesen wird Ihnen die Entscheidung hoffentlich leichter fallen.
Normen zuerst: NEN 3569 – Bauvorschrift
Wenn sich Glas in oder an einem Gebäude innerhalb von 850 mm horizontaler Reichweite einer Person (Kind oder Erwachsener) befindet, muss laut der niederländischen Norm NEN 3569 Sicherheitsglas eingesetzt werden.
Dann stellt sich die Frage: gehärtetes oder laminiertes Glas?
Ein gutes Erklärvideo dazu bietet OnderhoudNL / Bouwend Nederland:
👉 YouTube-Link
Was ist gehärtetes Glas (ESG)?
Standard-Floatglas wird auf ca. 650 °C erhitzt und dann schnell abgekühlt, wodurch es thermisch vorgespannt wird. Dieses Verfahren macht das Glas bis zu fünfmal stärker als nicht gehärtetes Glas.
Vorteile:
- Erhöhte Schlag- und Stoßfestigkeit
- Bei Bruch zerfällt es in kleine, stumpfe Krümel, was das Verletzungsrisiko minimiert
- Ideal für Anwendungen mit thermischer Belastung oder Stoßgefahr
Vielleicht haben Sie das schon mal bei einem zerstörten Bushaltestellen-Glas gesehen: überall kleine Glasstückchen, aber keine scharfen Kanten.
Wie erkennt man gehärtetes Glas?
Gehärtetes Glas hat einen Sicherheitsstempel oder CE-Kennzeichnung, meist kreisrund und etwa so groß wie eine Euromünze.
Achtung: Dieser Stempel kann nachträglich nicht entfernt werden – bei empfindlichen Anwendungen (z. B. Glastischplatte) sollten Sie angeben, dass kein Stempel gewünscht ist.
Ohne Stempel lässt sich ESG nur schwer von normalem Glas unterscheiden – mit einem Trick aber doch:
Polarisierte Sonnenbrille + Sonnenlicht = „Wolkenmuster“ im Glas sichtbar. Mehr dazu im Blog der TU Delft:
👉 TU Delft Artikel
Wann verwendet man ESG?
Geeignet, wenn das Glas nicht brechen darf, Belastung aushalten oder Gewicht tragen muss.
Typische Anwendungen:
- Glastischplatte
- Duschwand oder -tür
- Glasregal
- Seitenscheibe eines Autos
- Spritzschutz in der Küche
- Windschutz
- Küchenrückwand
- Glas-Whiteboard
- Kaminbodenplatte
- Schutzplatte unter dem Kamin
Wann verwendet man Verbundglas (VSG)?
Wenn bei Bruch keine Glassplitter herunterfallen dürfen oder Einbruchschutz benötigt wird.
Beispiele: Wintergärten, Überdachungen, Carports, Lichtkuppeln usw.
VSG enthält eine oder mehrere PVB-Folien zwischen den Glasschichten, die Splitter bei Bruch zusammenhalten.
Einbruchhemmend
Je dicker das Glas und je mehr Folienlagen, desto schwieriger ist es, das Glas zu durchbrechen – z. B. bei einbruchhemmendem oder kugelsicherem Glas.
Beispielvideo: Kugelsicheres Glas in Aktion
Ist die Folie sichtbar?
Nein, bei transparenter Folie unsichtbar. Optional gibt es auch matte Folie, die Licht durchlässt, aber Blickdichtigkeit schafft – ideal für Sichtschutz.
Farblich ähnelt sie satiniertem Glas, ist aber weißer und klarer.
Technik: Was bedeutet 33.1, 44.2 etc.?
Die Zahlen geben Glasdicke + Anzahl Folienlagen an.
- 33.1 = 3 mm + 3 mm + 1 Folie = 6,38 mm
- 44.2 = 4 mm + 4 mm + 2 Folien = 8,76 mm
- 1010.2 = 10 mm + 10 mm + 2 Folien = 20,76 mm
Typische Einsatzbereiche für VSG:
- Glasdächer, Wintergärten
- Glasvordächer
- Autoscheiben (Frontscheibe)
- Windschutzscheiben
- Glaswände im Innenbereich
- Lichtkuppeln
- Begehbares Glas
- Überkopfverglasungen
Nachteil von VSG: Delamination
Kommt Feuchtigkeit zwischen die Scheiben, kann sich die Folie ablösen – sogenannte Delamination.
Besonders bei offenliegenden Kanten (z. B. Windschutz) besteht diese Gefahr.
Lösung: Glasrahmen oder Profile verwenden, um die Kanten zu schützen.
Kombination: Gehärtetes Verbundglas
Für maximale Sicherheit: ESG + PVB-Folie = VSG/ESG-Kombination
Ideal für:
- Balkongeländer
- Begehbares Glas
- Überkopfverglasung
Aber: Lassen Sie für tragende Anwendungen immer statisch berechnen, z. B. für Balkone in Hochhäusern.
Zusammenfassung: Unterschiede zwischen ESG und VSG
Gehärtetes Glas (ESG):
- 5× stärker als normales Glas
- Zerspringt in kleine, stumpfe Stücke
- Keine scharfen Kanten → sicher
- Kann mit CE-Stempel versehen werden
Verbundglas (VSG):
- Splitter bleiben durch Folie zusammen
- Bricht schneller als ESG
- Kann delaminieren
- Pflicht bei horizontalem Einbau (z. B. Dachverglasung)
Fazit: Welches Sicherheitsglas ist das richtige?
Die Wahl hängt von der Anwendung und den Sicherheitsanforderungen ab.
Wenn Sie unsicher sind, sprechen Sie uns an – unsere Glasspezialisten bei Elegamira helfen Ihnen gerne weiter.